Ich habe Paula Härtel zu Beginn des Jahres in einer Mastermindgruppe kennengelernt. Auf den ersten Blick hatten wir nicht viel gemeinsam. Wir arbeiten auf vollkommen unterschiedlichen Gebieten, Paula ist Social Media Expertin, und uns trennen immerhin ganze 18 Jahre.
Dann kam der Punkt, an dem ich dringend mehr Struktur in meine Content Planung bekommen wollte und wie der Zufall so spielt, hielt Paula genau dann ihren Social Media Planungsworkshop ab. Aus dem ging ich so begeistert raus, dass wir kurze Zeit später begannen, 1:1 an meiner Social Media Strategie zu arbeiten.
In dieser Zusammenarbeit haben wir nicht nur vieles erarbeitet, was ich für meinen Strategie nutzen werde. Wir konnten auch immer wieder Übereinstimmungen in vielen anderen Themengebieten feststellen und haben uns unter anderem rund um Themen, wie Mentale Gesundheit, Diversität, Repräsentation, Queer-Themen und Feminismus ausgetauscht.
Schlussendlich hat uns insbesondere immer wieder das Thema Mentale Gesundheit im Kontext mit Ethischem Marketing in bereichernde Dialoge gebracht. Meine Arbeit berührt sensible Punkte und ich habe mit Frauen zu tun, die zum Teil stark mit Schamgefühlen zu kämpfen haben. Mir ist es wichtig, entsprechend achtsam in meiner Kommunikation vorzugehen. Klassisches Marketingvorgehen empfinde ich in diesem Kontext häufig als zu ungelenk, unsensibel und potenziell sogar schädlich.
Ich will meine Wunschkundinnen nicht mit „Pain-points“ zu mir treiben, sondern ihnen lieber „Hope-points“ aufzeigen. Paula hat mich in diesem Anliegen verstanden und unterstützt, darüber hinaus hat sie mich immer wieder mit ihren Ansichten und auch persönlichen Erfahrungen bereichert.
Deswegen möchte ich hier die Gelegenheit nutzen, ihr ein paar Fragen zu stellen.
Paula, wie bist Du dazu gekommen, Social Media und Marketing Expertin zu werden?
Meine Story ist da gar nicht so spannend, wie manch andere. Ich habe einen Instagramaccount seit ich 15 bin – und hab die App von Anfang an geliebt. Als es dann später darum ging, zu überlegen, wo es beruflich hingehen soll, war mir schnell klar, dass ich gerne selbstständig sein möchte. Ich mache einfach gerne mein eigenes Ding. Da habe ich dann überlegt, was ich gerne mache und kam auf Instagram. Und dann habe ich alles zum Thema Social Media Marketing gelesen, was ich in die Finger bekam – und eine zeit lang einen Reiseblog gehabt, um zu üben.
Es hat dann noch ein paar Jahre gedauert, bis ich tatsächlich ein Gewerbe angemeldet habe. Aber ich liebe meine Arbeit bis heute sehr.
Du beschäftigst Dich schon eine Weile mit ethischem Marketing, was sind für Dich die Hauptkriterien von ethischem Marketing?
Möglichst ehrlich und fair zu sein.
Erst gestern habe ich wieder einen Artikel gelesen, in dem es darum ging, neuste psychologische Erkenntnisse zu nutzen, um mit dem Marketing potentielle Kunden zu beeinflussen. Für mich klang das sehr manipulierend. Klar sollte man sein Angebot gut Darstellen und erklären, wann es Sinn macht, das zu kaufen. Aber das geht auch, ohne manipulierend zu sein. Also ohne Druck aufzubauen („Wenn du X wirklich willst, dann bist du jetzt auch bereit, zu investieren.“) oder Pain Points auszunutzen („Mit X zu leben ist ja so unglaublich schwer, da ist mein Angebot die ultimative Lösung für.“).
Wir dürfen unseren Kunden ruhig zutrauen, die für sie richtige Entscheidung zu treffen, wenn sie alle Informationen zu unserem Angebot haben. Und sollten dann auch respektvoll sein, wenn sie sagen, dass es für sie aktuell nicht passt.
Das ist übrigens nicht zu verwechseln mit „viel über das Angebot reden“. Das ist in Ordnung und auch wichtig– denn nicht jede*r liest jede Mail und jeden Post. Und natürlich sollte man erklären, bei welchen Herausforderungen das Angebot das richtige ist. Aber das geht auch als: “Das Angebot ist das richtige für dich, wenn X,Y und Z auf dich zutreffen.“ Und ohne die Pain Points schlimmer darzustellen, als sie sind.
Hattest Du einen Schlüsselmoment oder Aha-Erlebnis, das Dich klassisches Marketing hat hinterfragen lassen?
Nicht direkt. Schon als ich mit dem Gedanken gespielt habe, ins Social Media Marketing zu gehen, habe ich viel drüber nachgedacht, ob das ethisch ist. Ich wollte nicht dabei helfen, noch mehr Produkte zu bewerben, die die Welt nicht braucht. Aber ich wollte tollen kleinen Unternehmen, die was verändern wollen, dabei helfen, online den Raum einzunehmen, den sie verdienen. Für mich habe ich dann runter gebrochen, dass Marketing erstmal grundsätzlich nur die Information ist, dass es ein Produkt gibt – die Taktiken dahinter sind dann das, was dem Marketing diesen unangenehmen Beigeschmack geben.
Richtig konkret ist das Konzept des ethischen Marketings dann aber erst diesen Sommer bei Lilli Koisser‘s Onlinekongress geworden. Da habe ich das erste Mal gehört, dass dem Namen und konkrete Beschreibungen gegeben wurden. Seit dem habe ich mich noch mal intensiver mit dem ganzen Thema auseinandergesetzt.
Worauf muss ich Deiner Meinung nach besonders in meinen Marketing-Aktivitäten das Augenmerk legen, um nicht in der Masse unterzugehen, ohne der „lauteste Schreier“ zu sein.
Das lässt sich gar nicht so allgemein sagen, weil das etwas sehr Individuelles ist. Grundsätzlich solltest du nur ein Medium finden, mit dem du dich wohl fühlst, und schauen, dass du das (weitestgehend) regelmäßig bespielst. Ob das dein Blog ist, LinkedIn, Instagram Stories oder Reels ist dann jeder Person selber überlassen.
Und sei du selbst. Das ist immer einfacher gesagt, als getan – macht aber einen Unterschied.
Wie du es auf Instagram am besten schaffst, nicht in der Masse unterzugehen, während du gleichzeitig dir und deinen Bedürfnissen treu bleibst, das erarbeiten wir in meinem Coaching.
Womit verschaffst Du Dir Ausgleich zu Deiner Arbeit, wie kommst Du zur Ruhe?
Grundsätzlich erstmal das Handy wegpacken – sonst bin ich doch wieder schneller auf Instagram, als ich gucken kann.
Und dann einmal rauskommen. Vielleicht eine Runde spazieren gehen, oder mich mit Freunden treffen. In meinem Alltag spielt außerdem Sport eine große Rolle. Wenn ich mich nicht genug bewege, werde ich schnell wahnsinnig. Deswegen gehe ich regelmäßig schwimmen und mache Yoga.
Hast Du ein persönliches oder berufliches Motto oder einen Leitsatz, und was steckt dahinter?
Nicht wirklich. Zwei Themen begleiten mich aber immer wieder: Ich möchte meine Privilegien, die ich als weiße, schlanke Frau habe, dafür nutzen, dass diese Welt ein kleines bisschen besser wird. Und ich versuche immer wieder, mehr Ruhe in meinen Alltag zu bringen. Ich verfalle doch noch etwas schneller, als mir lieb ist, in meinen Stress-Modus.
Was möchtest Du, dass die Frauen meiner Generation (Mitte 40+) über die Frauen in Deinem Alter (Anfang/Mitte 20) wissen sollten? Was können wir von Euch noch lernen?
Da musste ich erstmal drüber nachdenken.
Mein Eindruck ist, dass sich meine Generation stärker mit Diskriminierungsthemen zusätzlich zum Sexismus auseinandersetzt – also Rassismus, Homophobie, Ableismus, etc. Und auch, wie wir ggf. davon profitieren. Von daher würde ich sagen, Ihr könnt von uns lernen, offener für verschiedene Lebenserfahrungen zu werden und dafür, dass andere Menschen durchaus sehr andere Alltagserfahrungen machen, als man selbst. Also: Nur, weil du den Rassismus nicht siehst und erlebst, heißt es nicht, dass es ihn nicht gibt.
Und da können wir alle noch lernen, offener für Kritik und Verbesserungsvorschläge von Betroffenen zu werden und unsere Räume möglichst inklusiv zu gestalten.
Wenn Du auch mit Paula arbeiten möchtest, dann schick ihr am besten einfach eine DM oder eine E-Mail. Ich kann sowohl ihr 1:1 Coaching, als auch das Format „Betreutes Planen“ nur empfehlen. In ihren Highlights 1:1 Coaching und „Betreutes Planen“ kannst Du jeweils noch mehr darüber erfahren.
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