Wenn ich beschreibe, was ich im Training mit Dir mache, dann kommen unweigerlich Muster und blinde Flecken zur Sprache. Nicht jede kann sich darunter etwas vorstellen. Das ist kein Problem, vor 4 Jahren kannte ich das auch noch nicht. Aber deswegen folgt hier mal eine Erklärung im Kontext vom Beckenboden- und Coretraining.
Muster und blinden Flecken aufdecken
Zu Beginn einer 1:1 Begleitung starte ich immer damit, die Ausgangslage festzustellen. Wir besprechen ausführlich, was Deine Beschwerden sind und unter welchen Umständen sie schlimmer werden. Ich erfahre von Dir, welche Bewegungen Du regelmäßig im Alltag, beim Sport oder anderen Hobbys ausführst und in welcher Form Du Dich dabei eingeschränkt fühlst. Dann erörtern wir auch noch, was Dein Ziel ist, welche Erleichterung Du anstrebst.
Wenn ich diese Eckdaten erfahren habe, geht es weiter. Ich schaue mir an, wie Du stehst. Von vorne, von der Seite und von hinten. Danach führe ich Dich durch ein paar Bewegungsabläufe durch und beobachte, wie Du Dich bewegst. Dabei gucke ich dann nach Mustern und blinden Flecken. Tja, und was bedeutet das nun?
Wir alle haben Haltungs- und Bewegungsmuster
Jeder Mensch hat sowohl Bewegungs- als auch Haltungsmuster. Die sind per se auch nicht einmal schlimm. Dass wir sie haben, liegt daran, dass unsere Körper unheimlich clever sind, sich auf die ihnen gegebenen Begebenheiten einzustellen. Wir werden richtig gut darin, das zu tun, was wir häufig tun. Jedoch wird die Energie zur Erhaltung dessen, was wir weniger einsetzen und nutzen, reduziert. Denn unsere Körper funktionieren nach dem Prinzip „use it or lose it“, also „nutze es oder verliere es“. Das spart uns Energie und ist ein alter Überlebensmechanismus, der manchmal länger wirkt, als uns dienlich ist.
Haltungsmuster können sich beispielsweise darin zeigen, dass eine Schulter etwas höher ist als die andere, eine Seite des Brustkorbs oder der Hüfte etwas rotiert nach vorne zeigt oder beim Stehen eine Hüfte immer nach außen geschoben wird. Bewegungsmuster sind häufig ähnlich zu den vorhanden Haltungsmustern, aber auch nicht immer. Sie können sich auch sehr variationsreich zeigen: wie beim Gehen Deine Arme oder sich Dein Becken bewegt, wie Du Deinen Fuß abrollst bzw. welche Stellung er hat und vieles mehr.
Blinde Flecken sparen uns Energie
Stell Dir vor, Du betrittst ein Café. Sofort bemerkst Du den Wohlgeruch von Kaffee und frischem Kuchen. Oh, hier duftet es aber lecker, der Gedanke kommt sofort auf. Nachdem Du jedoch 10 Minuten in dem Café sitzt, denkst Du nicht mehr die ganze Zeit darüber nach, wie gut es riecht. Ein weiterer cleverer Mechanismus des Körpers, der uns davor schützen will, permanent von all den Eindrücken um uns herum überschüttet zu werden. Ohne diesen Filter müssten wir eine ungeheure Menge an Energie aufwenden, um aktiv das gerade wesentliche zu erfassen und nicht dabei durchzudrehen.
Analog entstehen blinde Flecken. Wenn ich immer wieder meine Handtasche über der rechten Schulter trage, dann fällt mir das irgendwann gar nicht mehr auf. Es funktioniert ja, warum also Energie darauf verschwenden? Ich werde richtig gut darin, meine Tasche auf der rechten Seite zu tragen, auf der linken habe ich irgendwann keine Übung mehr. Ich habe ein Muster. Bemerken tue ich das aber erst, wenn ich in meinem Muster unterbrochen werde, denn ich habe dort auch einen blinden Flecken entwickelt. Wenn ich das Kind an der rechten Hand halte und versuche, die Tasche über der linken Schulter zu tragen, merke ich, wie ungewohnt, vielleicht sogar unangenehm sich das anfühlt.
Welche Rolle spielen Muster und blinde Flecken im Beckenboden- und Coretraining?
Der Beckenboden ist als Teil des Cores auf vielen Wegen mit dem restlichen Körper verbunden. Hat man nun bestimmte Muster, die Einfluss auf beispielsweise die Beckenhaltung oder -bewegung haben, dann schränken diese die Bewegungsvielfalt des Beckens ein. Das wiederum hat Wirkung auf den Beckenboden, der auch möglichst vielfältig seine gesamte Funktionalität wahrnehmen können sollte.
Stell Dir analog vor, Du hast den Arm in der Schlinge und kannst nur bestimmte Bewegungen mit ihm machen. Auch ohne ins Detail zu gehen, hast Du einen Eindruck davon, welche Auswirkung das mit der Zeit auf Deine Schulter oder den Ellenbogen hat. Jetzt sind Muster meist dezenter als so eine offensichtlich ruhigstellende Schlinge, aber genau darin liegt meist die Krux. Wenn Du nicht weiß, worauf Du achten sollst, dann fallen Dir subtile Muster, die aber dennoch die Bewegungsvielfalt reduzieren, gar nicht auf.
Muster und blinde Flecken auflösen – Die Herausforderung
Wenn es so schwierig ist, Muster und blinde Flecken wahrzunehmen, wie gehe ich dann damit um? Du beginnst sie Dir bewusst zu machen. Das ist der erste Schritt, damit Du weißt, wie Du im Training entgegenwirken kannst, um Deinem Körper wieder mehr Vielfalt und Optionen in Bewegungen zu bieten. In der Regel geht das einfacher mit einem Blick von außen. Auch ich lasse immer mal wieder eine Kollegin auf mich gucken, weil sie an mir Dinge entdeckt, die für ich tief im blinde-Flecken-Territorium stecken.
Aber es gibt auch eine ganze Menge Tricks und Hilfsmittel, die man einsetzen kann, um Muster aufzudecken. Da werde ich auch gern spielerisch kreativ, Spaß machen darf das alles darüber hinaus auch noch. Gut zu wissen: zu spät dafür, Muster und blinde Flecken zu entdecken und aufzulösen ist es tatsächlich nie.
Wenn wir eine Bewegung, die wir lange Zeit nicht vollzogen haben, wieder einsetzen, dann ist es am Anfang vielleicht ungewohnt oder unangenehm. Möglicherweise reagiert der Körper sogar mit Schmerzen, auch das ist weder ungewöhnlich noch besorgniserregend. Aber er ist absolut in der Lage, sich genau so wieder daran zu gewöhnen, sich so zu bewegen, wie er es sich vorher durchs Nichttun abgewöhnt hatte.
Wenn Du lernen willst, welche Muster und blinde Flecken Du hast, wie sie Deinen Beckenboden und Core beeinflussen und was Du tun kannst, um selber auf Entdeckungsreise nach ihnen zu gehen, dann lass uns sprechen. Dies ist Teil meiner 1:1 Begleitung Empower Your Core, in der ich Dir unter anderem zeige, wie Du Deinen Körper und die Zusammenhänge darin besser verstehst und infolgedessen mehr Selbstkompetenz für Deinen Körper erlangst. Schreib mir einfach eine E-Mail oder vereinbare gleich einen Termin für ein unverbindliches Kennenlerngespräch.
Anmerkung: Dieser Artikel ist an Tag 5 der Blogdekade im Februar 2023 entstanden. Vom 11.02. bis 20.02.2023 schreiben viele Bloggerinnen in TheContentSociety innerhalb von zehn Tagen bis zu zehn Blogartikel. Es ist meine zweite Blogdekade, und dieses Mal lege ich meinen Fokus darauf, möglichst kurze Artikel zu schreiben und meine Blogsammlung um ein paar Definitionen und häufig auftretende Fragen zu erweitern.
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