Unter Beckenbodentraining werden meiner Erfahrung nach sehr unterschiedliche Dinge verstanden. Die meisten assoziieren den Begriff mit den Inhalten eines Rückbildungskurses, der nicht selten schon Jahre her und dessen Inhalte allenfalls noch vage in Erinnerung geblieben sind. Das ist in meinen Augen schonmal kein nachhaltiges Beckenbodentraining.
Wenn es dann irgendwann in den 40ern oder 50ern auch noch anfängt (oder nach einer Geburt nie wieder wegging), dass beim Niesen oder Husten die Hose nicht trocken bleibt, und viele Frauen hören, das sei ab einem bestimmten Alter oder nach Geburten einfach normal, dann lässt mich das grübeln.
Denn nur weil diese Beschwerden weit verbreitet sind, bedeutet das noch lange nicht, dass es normal oder gar unvermeidbar ist und als gegeben hingenommen werden muss. Beckenbodentraining soll Dich, egal wann Du damit begonnen hast, auf die Belastungen des Alltags vorbereiten. Zielführendes Training macht Dein Leben leichter, beschwerdefreier und flexibler.
Nachhaltiges Beckenbodentraining berücksichtigt genau diese Ansprüche und wirkt langfristig für Dich, mit Dir und durch Dich. Was genau ich damit meine, erkläre ich in diesem Artikel.
Training mit den richtigen Übungen – Für Dich
Es gibt eine Vielzahl an Übungen, die Deinen Beckenboden trainieren und Deine Körpermitte stabilisieren. Ich versuche in der Regel zu vermeiden „Beckenboden stärken“ zu sagen, weil stark, und auch schwach als Gegenspieler, eigentlich keine angemessenen Begriffe für den Beckenboden sind. Ich habe da an anderer Stelle schon ausführlicher drüber geschrieben. Deswegen möchte ich das hier nur kurz in Erinnerung rufen.
Viele Frauen haben eher einen zu starken Beckenboden, zu angespannt, weil sie ihn, wenn dann nur einseitig, mit isolierten Übungen wie bspw. „Anspannen & Loslassen“ trainiert haben. Selbst wenn Du dabei auch auf das Loslassen Wert gelegt hast, so fehlt dabei doch das Training unter Belastung, um Länge in den Beckenboden zu bringen und darauf zu trainieren reflektorisch zu reagieren. Das sind ganz entscheidende Faktoren für die Funktionalität des Beckenbodens.
Wir decken Bewegungsmuster und blinde Flecken auf
Die Muster und blinden Flecken, die Du in Deinem Körper hast, die wir übrigens alle haben, nehmen Einfluss darauf, ob und wie Du Länge in Deinen Beckenboden bringen kannst. Eine Haltung, die ihn überwiegend in verkürzten Zustand bringt, lässt Deinen Körper sich daran gewöhnen, dass er Dich ja auch so gut durchs Leben tragen kann. Es steckt durchaus ein cleverer Mechanismus des Körpers dahinter, der aber nicht immer langfristig dienlich ist.
Diesen so entstandenen blinden Fleck gilt es aufzudecken, Bewusstsein zu schaffen und Deinem Körper zu zeigen, dass es auch andere Möglichkeiten gibt. Da unsere Lebensumstände, unser Alltag und damit auch unsere Muster und blinden Flecken individuell sind, braucht es die für Dich und Deine Umstände passenden Übungen.
<– Mit Hilfe eines Yogagurtes kann man Haltungsmuster aufdecken.
Wir wählen Übungen unter Berücksichtigung wichtiger Einflussfaktoren aus
Darüber hinaus ist es wichtig, zu berücksichtigen, wie Dein Alltag aussieht und an welchem Punkt Du ansonsten mit Deinem Körper stehst. Wie bewegst Du Dich im Laufe des Tages, welche überwiegende Haltung oder Bewegung prägt Deinen Alltag? Gibt es alte oder akute Verletzungen und wie ist Dein allgemeiner Trainingszustand? Bist Du hypermobil oder nicht sehr beweglich? Hast Du vielleicht noch mit Traumata zu kämpfen und empfindest bestimmte Übungen und Posen als unsicher?
All das sind Faktoren, die ich bei der Übungsauswahl fürs Training in Betracht ziehe. Denn nur wenn ich das, was Dich tagtäglich beeinflusst, auch in Deinem Beckenbodentraining berücksichtige, können wir es zielführend gestalten. Nämlich so, dass es Dich fordert, aber Deinen Körper nicht überfordert und dass es nachhaltig und langfristig Erfolge erzielt, die Du auch aufrechterhalten kannst. Es müssen die zu diesem Zeitpunkt richtigen Übungen für Dich sein.
Körperwissen und Selbstkompetenz – Mit Dir
Wenn das Verständnis über die Zusammenhänge in Deinem Körper in Kombination mit dem Wissen darüber, was man mit den Erkenntnissen anfängt, eine Sprache ist, dann gebe ich Dir in meinem Training das grundlegend wichtige Vokabular und die Grammatik dafür.
Hast Du erstmal ein bestimmtes Level an Kenntnissen einer neuen Sprache erreicht, bist Du in der Regel auch in der Lage durch Nachfragen oder Nachschlagen, Dir weiteres Vokabular anzueignen. Mit der Zeit wirst Du immer sicherer darin, komplexere Unterhaltungen zu verstehen und zu führen, vielleicht sogar Umgangssprache einzusetzen und mit der Sprache zu spielen. Ohne das Grundlagenwissen aber sprichst Du die Sprache nicht und kannst nicht wissen, wonach Du im Wörterbuch suchen sollst.
Lerne zu verstehen, was Du tust und warum
Genau dieses Prinzip in die Selbstkompetenz zu kommen, verfolge ich auch in meiner 1:1 Begleitung Empower Your Core. Ich gestalte dies bewusst nicht nach dem Prinzip „Ich turne vor, Du turnst nach“ – auch wenn ich Dir natürlich die Übungen vormache, die ich Dir beibringe. Aber ich gebe Dir das Wissen und erkläre die Hintergründe über die Übungen im Zusammenhang mit Deinem Körper und wie sie für Dich warum wirken und relevant sind.
Nur so bist Du in der Lage, aus Dir selbst heraus nachhaltiges Beckenbodentraining zu betreiben. Das geht nur, wenn Du dieses Wissen so verinnerlichst, dass Du es langfristig wirst eigenständig anwenden können. Es gibt sicherlich auch einen Weg durch reines Nachsprechen von Sätzen, eine Sprache zu lernen. Oder eben das richtige Training durch reines Nachturnen von Übungen. Ohne jegliche Erklärung der Bedeutung, der Wirkung und des Kontexts.
Jedoch ist es viel mühseliger, auf diese Weise am Ball zu bleiben und die Wahrscheinlichkeit, dass Du Fehler machst und schlussendlich frustriert aufgibst, steigt. Auf diesem Wege ist ein nachhaltiges Ergebnis beim Beckenbodentraining nur sehr schwer zu erzielen. Ein Erfolg für Dich stellt sich nur in Zusammenarbeit mit Dir ein, wenn Du Deinen Körper zu verstehen lernst und Selbstkompetenz für ihn entwickelst.
Umsetzung mit Selbstliebe – Durch Dich
Du merkst schon, ohne Dich und Deinen Einsatz geht es nicht. Aber es ist ja auch Dein Beckenboden, den wir trainieren und Deine Lebensqualität, die wir steigern wollen. Nein, halt, den Du trainieren und die Du steigern willst, so muss es natürlich lauten. Denn abnehmen kann ich Dir die Umsetzung nicht. Aber ich kann Dir verraten, dass es mit Selbstliebe viel einfacher geht.
Denn es ist so, und da möchte ich Dir wirklich nichts vormachen, dass die Pflege unseres Beckenbodens ein lebenslanges Unterfangen ist und je nach Ausgangslage manchmal sehr viel Geduld braucht, bis Erfolge zu spüren sind. Gelegentlich müssen wir uns auch mit Rückschritten auseinandersetzen, die verschiedene Ursachen haben können. Aber Heilung – dieser Begriff ist in diesem Kontext als Prozess und nicht als ein Endzustand zu verstehen – ist nie linear.
Ist Dein Körper Dein Freund oder Dein Gegner?
Mindset und Achtsamkeit mögen mittlerweile etwas ausgelutschte Begriffe sein, eine Berechtigung im Rahmen des nachhaltigen Beckenbodentrainings betrachtet zu werden haben sei dennoch. Wenn ich meinen Körper als Feind sehe, den ich schinden muss, um etwas zu erreichen, und der nie gut genug ist, dann ist es schwerer Fortschritte zu erzielen. Ich habe das am eigenen Leib erfahren, wie befreiend, beflügelnd und empowernd es ist, ihn zu meinem Verbündeten statt zum Gegner zu machen.
Liebevoll und mit Neugier auf Deinen Körper zu schauen erlaubt Dir, ihm zuzuhören, ihn wahrzunehmen und Dich zu spüren. Wenn Du darauf achtest, was Dein Körper Dir sagen will, lernst seine Signale zu deuten und darauf vertraust, dass Du die Antwort erspüren kannst, dann entstehen Möglichkeiten. Du kannst beginnen, spielerisch Wege zu erforschen und entdecken, welcher Weg in diesem Moment für Deinen Körper angemessen ist.
<– Frieden mit Deinem Körper zu schließen hilft Dir
So schaffst Du es friedvoll mit ihm in Einklang zu kommen und die Ruhe zu bewahren, auch in Momenten, in denen Beschwerden wieder aufflammen. Selbstliebe Deinem Körper gegenüber kann nur durch Dich kommen. Es lohnt sich, denn sie bietet Dir genauere Orientierung auf Deiner Reise zu mehr Verständnis für Deinen Körper.
Nachhaltiges Beckenbodentraining als Gesamtpaket
Training, Wissen und Selbstliebe, das sind die Zutaten für ein nachhaltiges Beckenbodentraining. Eines, welches Dich mit den richtigen Übungen angemessen auf Deinen Alltag vorbereitet. Eines, auf dessen Inhalt Du jederzeit eigenständig zurückgreifen kannst, weil Du das Wissen verinnerlicht hast und es selbstkomptent auf Dich anwenden kannst. Eines, welches Dir Deinen Körper zu Deinem verlässlichen Partner macht und langfristig Wirkung zeigt.
Und auch wenn das jetzt sehr kompliziert klingt, so ist es das nicht. Wenn Du die Dir unbekannte Sprache noch nicht sprichst, ist es schwer, einer Unterhaltung zu folgen. Aber alles ist schwer, bevor es einfach wird.
Erlaube Dir neugierig auf die Reise zu gehen und Deine Wege zu entdecken. Wie ein Kind, welches die Welt zum ersten Mal erforscht, mit großen Augen und ohne Wertung. Schau so auch auf Deinen Körper, neugierig und ohne Wertung: Wie spannend ist es, dass mein Körper so auf das reagiert! Ohne Dir selbst dabei eine Geschichte über ihn zu erzählen.
Erzähle Dir keine Geschichte, aber finde Deinen Weg!
„Ich kann diese Pose oder Übung nicht, weil [individueller Grund].“
Stimmt das?
Wirklich?
Oder ist die Art der Ausführung dieser Übung zu diesem Zeitpunkt für Deinen Körper einfach (noch) nicht die passende?
Was, wenn wir nicht darauf achten, was uns limitiert, sondern danach schauen, wie wir etwas möglich machen? Es gibt nicht die eine richtige Ausführung, den einen richtigen Herabschauenden Hund. Aber es gibt die Variante, die heute für Dich und Deinen Körper machbar und angemessen ist. Diese gilt es für Dich zu finden.
Alleine diesen Weg zu gehen, diese neue Sprache zu lernen, ist möglich. Angenehmer und einfacher jedoch ist es, wenn Du eine Reisebegleitung hast. Einen Guide, der die möglichen Wege, aber auch deren Eigenschaften kennt. Jemanden, der einschätzen kann, ob dieser Weg der für Dich passende ist oder Du heute doch lieber einen anderen einschlagen solltest. Jemanden, der mit Dir quasi Deine Körperlandkarte zeichnet, Dir zur Seite steht Deine Wege zu erforschen und Dir die jeweiligen Umwege, Abkürzungen und Tücken zeigt. Und auch die tollen Aussichtspunkte, an denen man den Mega-Sonnenuntergang sehen kann. Die auch!
Lass mich Deine Reisebegleitung sein!
Mit den beschriebenen Kriterien habe ich Empower Your Core entwickelt. Das sind die für mich entscheidenden Faktoren, um Dir nachhaltiges Beckenbodentraining bieten zu können, aus dem Du das Wesentliche mitnehmen und das Du auch noch lange nach unserer Zusammenarbeit anwenden kannst.
Wenn Du das Gefühl hast, Dein Beckenboden könnte zuverlässiger und Deine Körpermitte stabiler sein, dann lass uns reden, um zu sehen, ob dieser Weg der richtige ist und ich die passende Begleitung für Dich bin. In einem unverbindlichen Kennenlerngespräch sehen wir, ob die Chemie zwischen uns stimmt und besprechen, wie wir Deinen Beschwerden in Angriff nehmen werden. Ich freue mich auf Dich!
Liebe Aimée. Du machst so eine wertvolle und wundervolle Arbeit! Dein Ansatz ist so anders und trotzdem leuchtet er mir total ein. Danke, dass du dieses Wissen weitergibst!
Herzliche Grüessli Jeannine
Liebe Jeannine,
es freut mich so sehr, dass Du das, was ich schreibe, einleuchtend und wertvoll findest. Vielen lieben Dank, das tut gut zu hören!
Grüssli zurück in die Schweiz! Aimée
Ich bin über LInkedIn auf deinen Blog gekommen.
Es ist eine so wichtige Arbeit, die du anbietest.
Und? Es gibt immer Lösungen, wenn man sich öffnet und Hilfe sucht.
Danke, Brigitte!
Schön, dass Du hergefunden hast.
Und ja, ich stimme zu, man kann Lösungen finden, wenn man sie und Hilfe sucht: Allerdings merke ich auch, dass viele gar nicht suchen, weil ihnen gesagt wurde, dass es keine Lösung gibt und dass sie sich mit dem Zustand abfinden müssen, weil es „normal“ sei. Dort kommt Aufklärung und Enttabuisierung mit ins Spiel. Darum bemühe ich mich.